150 Jahre Feldbahnen zwischen Mühlheim und Hainburg am Main

Seit mindestens 1863 gab bzw. gibt es Feldbahnen im Main-Winkel zwischen Mühlheim und Hainburg. Sie sind damit sogar noch etwa 10 Jahre älter als die ersten Südmainischen Vollbahnstrecken für den öffentlichen Verkehr. So waren diese privaten kleinen Bahnen für den Rohstofftransport die allerersten Eisenbahnen der Region überhaupt!

 

Heute existiert nur noch eine einzige Strecke, eine ehemalige Tonförderbahn in Hainburg, aber zur Blütezeit zwischen den Weltkriegen gab es deutlich mehr als ein Dutzend kleinere und größere Betriebe.

Zwölf ehemalige Strecken wurden inzwischen nachgewiesen besucht und fotografisch dokumentiert. Meist sieht man nicht mehr sehr viel und die kleinen Spuren, die heute noch in der Natur existieren übersieht man auch leicht. Aber irgend etwas findet man immer.

Etwa 120 Jahre lang waren die Feldbahnen in der Region Betrieb. Die meisten Betriebe zwischen Dietesheim und Klein-Steinheim dienten der Basaltförderung rund um den Gailenberg. Die Betriebe zwischen Steinheim und Hainburg, wurden zur Tonförderung an der ehemaligen Uferböschung des Ur-Mains rund um die "Alte Fasanerie" angelegt, hauptsächlich im Bereich der südlich der Fasanerie gelegenen Lehmkaute. Weiterhin gab es mindestens zwei Bahnen bei Kiesgruben und bis in die Neuzeit eine kleine Gärtnerei-Feldbahn mit Handverschub im Mühlheimer Stadtgebiet.

 

Mindestens drei Strecken führten bis zum Mainufer zur Schiffsverladung, zwei Basaltförderbahnen in Dietesheim und Steinheim sowie eine Tonbahn in Hainburg. Außerdem gab es Anschlüsse zur Hauptbahn in Mühlheim, Steinheim und Hainburg.

 

Heute kann man sich keine Vorstellung mehr davon machen, welche wirtschaftliche Bedeutung diese kleinen Bahnen in der Region einst hatten - schon lange vor dem Zeitalter des LKW.

 

In der Anfangszeit wurden noch keine Lokomotiven eingesetzt. Die kleinen Wagen wurden auf kurzen Strecken von Hand verschoben oder mit Pferdekraft. In die Gruben führten Bremsberge, d.h. Schrägaufzüge, die mit ortsfesten Dampfmaschinen oder Lokomobilen betrieben wurden.

 

Schon um 1890 setzten sich auf einigen längeren Strecken mit mehr Verkehr kleine Dampflokomotiven mit etwa 30-50PS Leistung durch. Die Kleinbetriebe blieben jedoch noch beim preiswerten Hafermotor. Dampfloks waren nur etwa bis zum ersten Weltkrieg im Einsatz. Nach dem Krieg wurden Strecken neu aufgebaut und auf Verbrennungstriebfahrzeuge umgestellt. In den 1920er Jahren kamen zuerst die Benzol-Triebfahrzeuge, ab den 30ern dann Diesellokomotiven.

 

Anfangs existierten Bahnen in zwei verschiedenen Spurweiten 600mm und 720mm. Bei der Rekonstruktion von Strecken nach dem ersten Weltkrieg und der Umstellung auf Verbrennungstriebfahrzeuge verschwanden die 720mm Strecken und die heute noch übliche 600mm Spur setzte sich allgemein durch. Ab dieser Zeit wurde hauptsächlich Gleismaterial mit Blechschwellen eingesetzt, sehr häufig ehemalige Heeresfeldbahn Gleise.

Die ältesten Strecken waren wahrscheinlich mit einem auf Holzschwellen genagelten Oberbau ausgestattet (nachgewiesen in Hainburg). Das Gleismaterial war wahrscheinlich allgemein S10 (10kg/Meter).

Ausnahme ist die neueste Tonbahn in Hainburg, die erst nach dem zweiten Weltkrieg mit schwerem Oberbau aus Holzschwellen, Schrauben und Metallplatten und schweren S18 Gleisen ausgeführt wurde.

 

 

 

 

Lageplan ehemaliger Feldbahnen im Steinheimer Main-Winkel

Karte: Open Railway Maps, Verlauf rekonstruierter Trassen vom Verfasser eingezeichnet.

  1. Gärtnereifeldbahn
  2. Basaltförderbahn Georg Krebs III
  3. Basaltförderbahn Gebrüder Rousselle
  4. Kiesbahn
  5. Basaltförderbahn zum Dietesheimer Gemeindebruch
  6. Basaltförderbahn Rousselle
  7. Basaltförderbahn zum Steinheimer Gemeindebruch
  8. Tonförderbahn der Grube Maria
  9. Tonförderbahn Hainburg
  10. Blumör'sche Ziegeleibahn
  11. Tonförderbahn
  12. Kiesbahn?